Neue Horrorstudie zu Cannabis und Psychosen mit fragwürdigem Inhalt

Zum Thema Cannabiskonsum und Schizophrenie gibt es immer wieder Horrormeldungen, um Ängste vor der Bösen Droge zu schüren. Dies führt dazu, dass Patienten aufgrund der Angst vor Psychosen Medikamente auf Cannabisbasis verweigert werden oder dass sich Patienten aus Angst vor einer Psychose gegen medizinisches Cannabis entscheiden, obwohl es ihnen Linderung ihrer Leiden verschaffen könnte.

Momentan wird eine Studie aus Dänemark durch den deutschen Medienzirkus getrieben, die besonders fragwürdig ist. Hier ein Beispiel über die Berichterstattung:

Wenn man den Artikel liest, wundert man sich vielleicht, wie das Cannabis auf dem Schwarzmarkt in Dänemark im Jahr 2016 im Durchschnitt(!) 30% THC gehabt haben kann, wenn dieser Wert doch selbst bei medizinischen Cannabispräparaten nur selten erreicht wird und mehr als 30-35% sekundärer Pflanzenstoffe eine natürliche Grenze darstellen. Das kann doch niemals ersthaft in einer wisschenschaftlichen Studie behauptet werden? Doch, kann es leider. Hier ein Link zur Studie:

Zitat aus der Introduction:

Moreover, cannabis potency measured by the percentage of delta-9-tetrahydrocannabinol (THC) (main psychoactive component of cannabis) has increased dramatically, e.g. from −10% in 2009 to 14% in 2019 in the USA (ElSohly, Chandra, Radwan, Majumdar, & Church, Reference ElSohly, Chandra, Radwan, Majumdar and Church2021); and from 13% in 2006 to 30% in 2016 in Denmark (Freeman et al., Reference Freeman, Groshkova, Cunningham, Sedefov, Griffiths and Lynskey2019)

In der Studie steht also tatsächlich, dass Cannabis in Dänemark in 2006 13% THC hatte und in 2016 30%. Dabei wird allerdings auf eine andere Studie Bezug genommen, wo dieser Werte angeblich herkämen. Es handelt sich dabei um diese Studie:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/add.14525

Dort finden sich aber keine Angaben zur THC-Konzentration in Dänemark, sondern nur für Gesamteuropa:

Herbal cannabis potency increased from 5.00% THC (3.91, 6.23) to 10.22 (9.01, 11.47).

Das Schwarzmarktcannabis in Europa hatte 2016 also 10.22% THC und nicht 30%. Letztere Zahl findet sich in der Studie überhaupt nicht. Und zu Dänemark konkret finden sich ebenfalls keine Zahlen zur THC-Konzentration, sondern zur CBD-Konzentration in Hashish, welcher in Dänemark von 2006 bis 2026 konstant bei ca. 6% lag.

Dass ein derart heftiger Fehler weder den Autoren, noch im Peer Review aufgefallen ist, zeigt, wie weit weg alle Beteiligten vom Thema Cannabis sind und wirft die Frage auf, wie es um die wissenschaftliche Qualität vom Rest der Studie bestellt ist.

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In der Studie findet sich auch obige Tabelle. Demnach hatten 0,9% der Schizophreniepatienten eine diagnostizierte Cannabisabhängigkeit, hingegen 5,9% eine Alkoholabhängigkeit. Näher hingesehen hat man aber nur beim Cannabis :woozy_face:

Danke für die Info. Im Netzwerk Cannabis-Medizin treffen diverse Meinungen zu Cannabis als Medizin. Nicht der etwaige Fehlgebrauch der Pflanze steht im Vordergrund, wie von Dir beschrieben. Der Tenor Deiner Darlegung geht mE in die falsche Richtung.

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Hallo Scott,

da steckt viel Populismus dahinter, diese Berichte beziehen sich meistens auf unseriöse Quellen.

Selbst die Artikel der Ärtzezeitung beziehen sich nicht auf randomisierte Doppelblind Studien oder Meta Analysen, sondern auf veröffentlichte Artikel anderer Fachzeitschriften.

LG Andrea

….wundert mich in keinster Weise.:wink:

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